Häufig gestellte Fragen
Bei einer feierlichen Zusammenkunft oder Versammlung der Unitarischen Universalisten werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Gemeindemitglieder treffen, deren Positionen über den Glauben aus einer Vielzahl verschiedener religiöser Glaubensrichtungen stammen: jüdische, christliche, buddhistische, naturverehrende, atheistische oder auch agnostische. Die Mitglieder dort werden Ihnen wahrscheinlich erzählen, dass sie sich selbst als religiöse Humanisten, liberale Christen oder Anhänger einer allgemeinen Weltreligiosität verstehen.
Alle diese Menschen, und andere, die ihren eigenen Glauben sogar noch anders bezeichnen, sind alle gleichermaßen gläubige Unitarische Universalisten, die sich dem Praktizieren einer freien Religion gewidmet haben. Wir begehen unsere Zusammenkünfte, singen, spielen, lernen, lehren und arbeiten für gesellschaftliche Gerechtigkeit als Gemeinden (Kongregationen) – während wir doch stets in unseren jeweiligen persönlichen Glaubensansichten stark bleiben.
Wenn Unitarische Universalisten so verschiedene Überzeugungen haben, was heißt es dann, ein Unitarischer Universalist zu sein?
Wer sind die Unitarischen Universalisten?
Wir sind eine Gruppe religiöser Personen, die aus Fäden einer farbenfrohen Vergangenheit einen Teppich der Gegenwart gewoben haben.
In den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung gab es unter den Christen noch eine Vielzahl unterschiedlicher Ansichten über die Natur von Jesus. Erst im Jahr 325 n. Chr. verkündete das Konzil von Nicäa die Doktrin der Trinität, d.h. der Dreifaltigkeit Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist, und erklärte im gleichen Zug all jene, die andere Glaubensvorstellungen hatten, zu Häretikern („Ketzern“).
Im sechzehnten Jahrhundert studierten christliche Humanisten in Mitteleuropa – in Polen und Siebenbürgen – die Bibel sehr genau. Sie konnten jedoch in den biblischen Texten das traditionelle Dogma der Dreifaltigkeit nirgends finden. Darum, so bekräftigten sie – genauso wie Jesus es den Evangelien nach getan hat – nicht die Dreiheit, sondern die Einheit Gottes. Aus dem lateinischen Wort unitas für „Einheit“ bezogen sie für sich den Namen Unitarier.
Diese Unitarier des 16. Jahrhunderts predigten und organisierten Kirchengemeinden nach ihren eigenen rationalen Überzeugungen gegenüber erheblicher Opposition und Verfolgung durch die damalige Amtskirche. Sie sprachen sich ebenfalls für die Glaubensfreiheit anderer aus. In Siebenbürgen (Transsylvanien), heute ein Teil Rumäniens, überredeten Unitarier den dortigen Reichstag (die gesetzgebende Versammlung), ein Toleranzedikt zu erwirken. Im Jahre 1568 erklärte dieses Gesetz, da „der Glaube ein Geschenk Gottes sei“, würde keine Person dazu gezwungen werden, einer Glaubensrichtung anzugehören, die sie nicht selbst gewählt hatte.
Im Einklang mit unseren Vorgängern aus dem 16. Jahrhundert sind wir Unitarischen Universalisten heute entschlossen, unseren eigenen vernunftbasierten Überzeugungen zu folgen, ungeachtet dessen, was andere darüber sagen mögen, und wir erachten Toleranz als ein zentrales Prinzip, innerhalb und außerhalb unserer Kirchen.
Im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert studierten radikale Reformer in Europa und Amerika die Bibel ebenfalls sehr aufmerksam. Sie fanden darin nur ein paar wenige Hinweise auf die Hölle, von denen sie überzeugt waren, dass traditionell gläubige Christen sie gravierend falsch ausgelegt hätten. Sie fanden, sowohl in der Bibel als auch in ihren eigenen Herzen, die Vorstellung von einem bedingungslos liebenden Gott. Sie gelangten zu der Überzeugung, dass Gott keinen einzigen Menschen seiner göttlichen Liebe für unwürdig erklären würde, und dass die Erlösung für alle Menschen vorgesehen sein müsse. Wegen dieser Betonung der universellen (d.h. alle einbeziehenden) Erlösung, bezeichneten sie sich selbst als Universalisten.
Im achtzehnten Jahrhundert erschien das von den Calvinisten propagierte dogmatische Beharren auf der Prädestination (Vorherbestimmung) und der Vorstellung von einer grundsätzlichen Verdorbenheit des Menschen liberalen Christen als unvernünftig, verdreht und im Widerspruch sowohl zu der biblischen Überlieferung als auch zu den Erfahrungen, die sie unmittelbar in ihrem Leben gemacht hatten. Liberale Christen glauben, dass Menschen von Grund auf frei dazu sind, sich an innere Aufrufe von Gewissen und Charakter zu halten. Einem Menschen seine Freiheit zu verwehren bedeutet, aus Gott einen Tyrannen zu machen und die von Gott gegebene Würde des Menschen zu untergraben.
Im Einklang mit unseren Vorgängern in den Bewegungen der Universalisten und Unitarier halten wir Unitarischen Universalisten heute an unserem Glauben fest, dass jeder Mensch von Natur aus wertvoll ist und Würde besitzt. Wir sehen die Wertigkeit und Würde des Individuums als geeignete Grundlage für alle Beziehungen unter den Menschen.
Ebenfalls während des siebzehnten Jahrhunderts konnten die Reformer in mehreren europäischen Ländern, vor allem in England, keine biblische Grundlage für die Autorität und Macht der Bischöfe in den Kirchen finden. Sie bekräftigten darum, dass die Autorität und Macht des Heiligen Geistes die örtlichen Mitglieder einer Gemeinde leiten sollten. Diese Reformer auf dem radikalen linken Flügel der Reformation, in ihrem Bestreben, die Kirche von ihren „Korrumpierungen“ zu „reinigen“, forderten für sich das zurück, was sie für eine schon in alter Zeit bestehende Praxis der Kirche hielten, und bezeichneten dies mit dem Namen Gemeindeverfassung (engl. congregational polity).
Dieselben Radikalen des 16. Jahrhunderts schafften auch Glaubensbekenntnisse ab, das heißt, genau vorformulierte Erklärungen des Glaubens, zu denen sich die Mitglieder verbindlich bekennen mussten. Mitglieder, welche in ihre Kirche eintreten wollten, unterzeichneten eine leicht verständliche und allgemein gehaltene Übereinkunft, oder Einverständniserklärung, wie zum Beispiel: „Wir verpflichten uns, gemeinsam auf den Wegen des Herrn zu wandern, wie es Ihm gefällt, sie uns aufzuzeigen, jetzt und in den Tagen, die kommen mögen.“
Einige dieser Reformer, die Pilgerväter und die Puritaner, überquerten dann den Atlantik und behaupteten sich gegen die Wildnis des nordamerikanischen Kontinents, um ihre auf Vertragsbasis aufgebauten Gemeinden (engl. covenanted congregations) zu etablieren, deren Ausrichtung den jeweiligen örtlichen Mitgliedern überlassen war. Nach etwa 1750 entwickelten manche dieser ursprünglichen Kongregationskirchen mit der Zeit immer liberalere theologische Ansichten, und im frühen neunzehnten Jahrhundert fügten viele von ihnen ihrem Namen das Wort Unitarian (unitarisch) hinzu. Auf diese Weise wurden einige der ältesten Kirchen in den Vereinigten Staaten von Amerika, einschließlich der „First Parish of Plymouth, Massachusetts“, unitarisch. Im späten neunzehnten Jahrhundert organisierten sich andere Radikale, die an Religionsfreiheit und universelle Erlösung glaubten, zu separaten universalistischen Gemeinden.
Im Einklang mit unseren unabhängigen Vorgängern sind die Gemeinden der Unitarischen Universalisten heute auf Vertragsbasis aufgebaut (engl. covenanted) und nicht von einem Bekenntnis abhängig. Die Gemeindeverfassung ist eine grundlegende Doktrin. Im Geiste der Freiheit schätzen wir ehrlichen Dialog und Überredung, nicht Zwang. Wir pflegen eine demokratische Methode als zentrales Prinzip. Unsere örtlichen Gemeindemitglieder kommen zusammen, um sich an Diensten ihrer Wahl zu beteiligen und diese zu unterstützen.
Die wissenschaftliche Revolution im siebzehnten Jahrhundert brachte eine große Veränderung im westlichen Denken in Gang. Im achtzehnten Jahrhundert führte die Aufklärung zu einer gesteigerten Bereitschaft, sich kritisch und analytisch mit allen menschlichen Institutionen zu befassen, ohne dabei die Heiligkeit oder das Privileg irgendeiner davon vorauszusetzen.
Zahlreiche religiöse Gruppierungen widersetzten sich gewaltsam diesen wissenschaftlichen analytischen Ideen. Manche tun dies auch heute noch. In den Kirchen unserer Vorgänger fanden neue wissenschaftliche und gesellschaftliche Ideen rasche Akzeptanz – von Newtons Physik über die Evolutionslehre und Psychologie bis zur Relativitätstheorie. In der Tat gehörten einige der größten Wissenschaftler und Sozialtheoretiker dieses Zeitalters entweder privat oder öffentlich zu den Unitariern oder den Universalisten. Dazu gehören unter anderem Joseph Priestley, Charles Darwin, Maria Mitchell und Benjamin Rush.
Im neunzehnten Jahrhundert brachten die verstärkte Reisetätigkeit und die Übersetzung der religiösen Texte des Ostens ein größeres Bewusstsein für unterschiedliche Religionen mit sich. Viele unserer Vorgänger waren wiederum ungewöhnlich offen gegenüber neuen Ideen aus östlichen Kulturen. Ralph Waldo Emerson war zutiefst vom Hinduismus beeinflusst und James Freeman war einer der ersten Menschen überhaupt, die sich für das Studium der vergleichenden Religionswissenschaft aussprachen und diese auch lehrten.
Im Einklang mit unseren Vorgängern gehen die Unitarischen Universalisten heute davon aus, dass neue Erkenntnisse der Wissenschaft mit unseren religiösen Ansichten im Zusammenhang stehen, nicht etwa in einem Konflikt. Wir nehmen die Herausforderung und die Freude an interkultureller religiöser Gemeinschaft dankbar an.
Warum hat die Bewegung überhaupt einen so langen Namen?
In Nordamerika entwickelten sich der Unitarismus und der Universalismus unabhängig voneinander. Universalistische Gemeinden wurden ab den 1770er Jahren gegründet. Andere Gemeinden, viele davon schon früher gegründet, begannen in den 1820er Jahren, den Beinamen Unitarier anzunehmen. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten die beiden Gruppierungen zahlreiche Übereinstimmungen in ihren liberalen Schwerpunkten und Herangehensweisen, und im Jahr 1961 konsolidierten sie sich schließlich zu einem gemeinsamen Verband, der „Unitarian Universalist Association“ (oder kurz: UUA).
Wo kann man heutzutage Gemeinden der Unitarischen Universalisten finden?
Mehr als eintausend Gemeinden in den Vereinigten Staaten und Kanada zählen zu der „Unitarian Universalist Association of Congregations“, mit einem Hauptsitz in Boston im Bundesstaat Massachusetts.
Die ältesten unitarischen Gemeinden befinden sich in Rumänien. Große unitarische Gemeinden existieren im Khasi-Hügelland in Indien. Andere befinden sich in Ungarn, der Tschechischen Republik, Polen, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Australien, Nigeria, Südafrika, auf den Philippinen und in Japan. (Manche davon bezeichnen sich selbst nur als Unitarier und manche nur als Universalisten.)
Die nordamerikanischen Unitarischen Universalisten pflegen Verbindungen zu anderen Unitarischen Universalisten in der ganzen Welt, vor allem durch unsere Zugehörigkeit zu der „International Association for Religious Freedom“ (IARF), die seit dem Jahr 1900 besteht. Zu den Mitgliedern der IARF zählen auch weitere liberale christliche Gruppen sowie Humanisten, Anhänger des Reformhinduismus, schintoistische und buddhistische Gruppen.
Was glauben Unitarische Universalisten (UU) eigentlich über Gott?
Manche Unitarischen Universalisten sind nichttheistisch orientiert und halten die Begriffe rund um einen „Gott“ für nicht nützlich. Bei anderen Unitarischen Universalisten kann der Glaube an Gott sehr stark ausgeprägt sein, doch auch unter diesen wird für gewöhnlich sehr wenig über Gott gesprochen. Warum ist das so?
Das Wort „Gott“ an sich ist schon oft missbraucht worden und trägt deshalb viel überlieferten Ballast. Viel zu häufig scheint das Wort für eine großväterliche Gestalt im Himmel oder für einen Superzauberer zu stehen. Um Verwechslungen zu vermeiden sind viele Unitarische Universalisten eher dazu geneigt, von einer „Ehrfurcht gegenüber dem Leben“ zu sprechen (nach Albert Schweitzer, einem Unitarier), dem Geist von Liebe oder Wahrheit, dem Heiligen, oder dem Gnadenvollen. Viele bevorzugen solche Begriffe auch, weil sie einen einbeziehenden Charakter haben. Sie können ohne Probleme sowohl von Mitgliedern theistischer Ausrichtung als auch von Mitgliedern nichttheistischer Ausrichtung verwendet werden.
Egal was unsere jeweilige theologische Richtung sein mag, sind sich Unitarische Universalisten doch im Allgemeinen in dem Punkt einig, dass die Erzeugnisse aus religiösem Glauben von größerer Bedeutung sind als die Ansichten über Religion – selbst die Ansichten über Gott. Deshalb sprechen wir häufiger mehr über die „Früchte“, die Erzeugnisse: die Dankbarkeit für Segnungen, wertvolle Bestrebungen, die Erneuerung der Hoffnung und den Dienst zugunsten der Gerechtigkeit.
Wie steht es mit Jesus?
Bei den Unitarischen Universalisten war das klassische Verständnis von Jesus als „Erlöser“ stets so, dass er ein von Gott erfüllter Mensch war und kein übernatürliches Wesen. Er war, und ist noch immer für viele UU, ein überragendes Vorbild, ein Mensch, der den Weg der erlösenden Liebe aufgezeigt hat, in deren Geist jeder großzügig und ausgiebig leben kann. Bei uns werden die überaus menschlichen Erfahrungen und Lehren von Jesus seit jeher als Ergebnisse und in direkter Erbfolge der großen jüdischen Tradition von Propheten und Lehrmeistern betrachtet. Er hat diese Tradition weder gebrochen, noch sie mit etwas Neuem überschrieben.
Viele von uns ehren Jesus und viele von uns ehren andere meisterliche Lehrer vergangener oder gegenwärtiger Zeiten, wie zum Beispiel Moses oder den Buddha. Daher können Familien mit Mitgliedern aus unterschiedlichen Glaubenstraditionen eine gemeinsame Grundlage in der Gemeinschaft der UU finden, ohne dabei andere Loyalitäten zu verletzen.
Was ist mit der Bibel?
In den meisten unserer Gemeinden lernen unsere Kinder Geschichten aus der Bibel als Teil ihrer kirchlichen Unterrichtspläne. Es ist nichts Ungewöhnliches, Studienkreise von Erwachsenen in den Kirchen anzutreffen, oder auch in Workshops in Sommerlagern und bei Konferenzen, die sich gezielt mit der Bibel auseinandersetzen. Verweise auf biblische Symbole und Ereignisse sind in unseren Predigten häufig anzutreffen. In den meisten unserer Gemeinden wird die Bibel genauso wie jeder andere heilige Text gelesen – von Zeit zu Zeit, aber nicht routinemäßig.
Schon immer schätzen wir besonders die prophetischen Bücher der Bibel. Amos, Hosea, Jesaja und andere Propheten wagten, kritische Worte über die Liebe an die Mächtigen zu richten, indem sie Gerechtigkeit für die Unterdrückten forderten. Viele gesellschaftliche Reformer aus den Reihen der Unitarier und Universalisten wurden von den biblischen Propheten inspiriert. Wir ehren auch die Namen unitarischer und universalistischer Propheten: dazu gehören Joseph Tuckerman, Dorothea Dix, Clara Barton, Theodore Parker, Susan B. Anthony und viele weitere.
Allerdings halten wir die Bibel – oder irgendeinen anderen Bericht menschlicher Erfahrungen – nicht für einen unfehlbaren Leitfaden oder die allein gültige Quelle der Wahrheit. Vieles an dem Material in der Bibel gehört zum Bereich der Mythen und Legenden. Das soll aber nicht heißen, dass es aus irgendeinem Grund zu verwerfen ist! Stattdessen sollte man es als das schätzen, was es wirklich ist. Wir glauben, dass wir die Bibel so lesen sollten wie wir jedes andere Buch (oder die Zeitung!) auch lesen – mit Fantasie und einem kritischen Blick.
Wir respektieren außerdem die heiligen Bücher anderer Religionen. Zeitgenössische Werke aus Wissenschaft, Kunst und Beobachtungen über die Gesellschaft werden ebenfalls geschätzt. Wir sind der Meinung, um es in den Worten einer alten liberalen Formulierung zu sagen, dass „Offenbarung nichts Versiegeltes ist“. Unitarische Universalisten streben danach, Wahrheit zu erfahren, die so weit wie die ganze Welt ist. Wir suchen Wahrheit an jedem Ort, also universell.
Welche Vorstellung haben UU von der Erlösung?
Das lateinische Wort für Erlösung – „salvatio“ – ist aus dem Wort „salus“ abgeleitet, das „Gesundheit“ bedeutet. Unitarische Universalisten beschäftigen sich genauso sehr mit der Erlösung, im Sinne einer spirituellen Gesundheit oder Ganzheit, wie alle anderen religiösen Menschen auch.
In vielen westlichen Kirchen bringt man den Begriff „Erlösung“ jedoch für gewöhnlich mit einer spezifischen Reihe von Glaubenssätzen oder einer spirituellen Umwandlung von sehr begrenzter Form in Verbindung.
Bei den Unitarischen Universalisten werden Sie statt des Begriffes „Erlösung“ von unserer Sehnsucht nach und unserer Erfahrung mit persönlicher Weiterentwicklung, vermehrter Weisheit, Charakterstärke und Gaben von Einsicht, Verständnis, innerem und äußerem Frieden, Mut, Geduld und Mitgefühl hören. Die Arten, auf welche diese zu uns gelangen, uns verändern und uns heilen, sind in der Tat vielfältig. Wir sind auf der Suche nach ihnen und feiern sie in unseren Zusammenkünften.
Welche Zeremonien werden von den UU abgehalten, welche Feiertage werden gefeiert?
Unsere Zeremonien – zum Anlass einer Eheschließung und der Gründung einer neuen Familie, der Benennung oder Widmung unserer Kinder und des Gedenkens an unsere Verstorbenen – werden in einfacher und zeitgenössischer Sprache abgehalten. Wir achten diese Rituale in der Gemeinschaft, nicht weil sie laut irgendeiner Regel oder eines Dogmas notwendig sind, sondern weil wir in ihnen unsere Zuneigungen, Hoffnungen und Widmungen zum Ausdruck bringen können.
Obwohl die Praktiken in unseren Gemeinden stark variieren und sich mit der Zeit ändern, feiern Unitarische Universalisten viele der überlieferten religiösen Festtage mit Begeisterung. Ob wir uns versammeln, um miteinander Weihnachten, das Pessachfest, oder den Hindu-Feiertag Diwali zu feiern, tun wir dies immer in einem universellen Zusammenhang, in welchem wir religiöse Feiern und Feste als naturgegeben und notwendig in allen Kulturen der Menschheit anerkennen und in Ehren halten.
Sind Unitarische Universalisten eigentlich Christen?
Ja und nein.
Ja, manche Unitarischen Universalisten sind Christen. Eine persönliche Begegnung mit dem Geist von Jesus als dem Christus beflügelt ihr religiöses Leben auf reichhaltige Weise.
Nein, Unitarische Universalisten sind keine Christen, wenn man mit dem Wort „Christen“ nur diejenigen meint, die denken, dass die Annahme irgendeines bekenntnismäßigen Glaubens für die Erlösung unabdingbar ist. Unitarisch-universalistische Christen werden von diesen traditionell gläubigen Christen, die behaupten, dass allein die Christen „errettet“ werden, als Ketzer angesehen. (Glücklicherweise wird diese Behauptung aber nicht von allen traditionell Gläubigen geteilt.)
Ja, Unitarische Universalisten sind Christen in dem Sinne, dass sowohl die Geschichte der Unitarier als auch die Geschichte der Universalisten Teil der christlichen Geschichte sind. Unsere grundlegenden Prinzipien und Praktiken wurden zuerst von liberal denkenden Christen artikuliert und etabliert.
Manche Unitarischen Universalisten sind keine Christen. Denn obwohl sie die christliche Tradition unseres Glaubens anerkennen mögen, sind christliche Erzählungen und Symbole für sie nicht mehr von primärem Interesse. Sie beziehen ihren persönlichen Glauben aus vielen verschiedenen Quellen: aus Natur, Intuition, anderen Kulturen, Wissenschaft, bürgerlichen Befreiungsbewegungen und so weiter.
Wie wird religiöse Bildung gehandhabt?
Das Programm religiöser Bildung und Erziehung wird wie alle anderen Programme von Mitgliedern der jeweiligen örtlichen Gemeinde festgelegt. Eine große Bandbreite an Kursen wird durch unseren Verband bereitgestellt. Diese werden von Mitgliedern nach ihren eigenen Wünschen abgewandelt. Kurse, die für Kinder geeignet sind, können zu so vielfältigen Themen angeboten werden wie zwischenmenschliche Beziehungen, ethische Fragen, die Bibel, Weltreligionen, Natur und Ökologie, Helden und Heldinnen gesellschaftlicher Reformen, unitarisch-universalistische Geschichte und die Feiertage rund um die Welt. Dasselbe gilt für religiöse Bildung für Erwachsene.
In den meisten unserer Gemeinden ist eine regelmäßig stattfindende Zusammenkunft für Kinder Teil des Programms – oft während eines Abschnittes der Zusammenkunft der Erwachsenen. Wir möchten unseren Kindern vermitteln, für ihr eigenes Denken verantwortlich zu sein und ihre eigenen Antriebe für Ehrfurcht, Moralität, Respekt für andere und Selbstrespekt fördern.
Setzen Unitarische Universalisten ihre Ansprüche auch in die Tat um?
Religiöse Liberale legen weniger Betonung auf formale Glaubensüberzeugungen als auf praktische Lebensführung. Unser Interesse gilt Taten, nicht Bekenntnissen. Wir schätzen die Bibelstelle, an der es heißt, „Seid die Ausführenden des Wortes und nicht nur seine Hörer.“
Unsere Mitglieder sind seit langem schon aktive Anführer in den Kämpfen für Rassengleichheit, bürgerliche Freiheiten, internationalen Frieden und gleiche Rechte für alle Menschen. Wir arbeiten als Individuen, im gesellschaftlichen Einsatz durch die Gemeinden und in anderen Gruppen und Organisationen, zum Beispiel in solchen konfessionellen Einrichtungen wie der „Abteilung für Glauben in Aktion“ der UUA und dem UU-eigenen UN-Büro (UU-UN Office). Wir arbeiten außerdem mit dem Unitarian Universalist Service Committee zusammen, einer Organisation, die dringend benötigte gesellschaftliche Veränderungen in viele Teile der Welt trägt.
Wie kann ich Teil einer unitarisch-universalistischen Gemeinde werden?
Die beste Art herauszufinden, ob Sie und Ihre Familie sich in einer Gemeinde tatsächlich wohl fühlen würden, ist die, mehrere Zusammenkünfte zu besuchen. Sprechen Sie mit dem Geistlichen oder religiösen Lehrer vor Ort; begleiten Sie ein paar religiöse Bildungsprogramme als Zuhörer. Sie können eine unitarisch-universalistische Gemeinde in Ihrer Nähe finden, ebenso wie Informationen über unsere Prinzipien, Geschichte und Angebote, indem Sie unsere Website unter www.uua.org besuchen. Viele unserer Organisationen bieten Einstiegssitzungen an, oder auch Studienkreise, und in zunehmendem Maße eine Internetseite, um diejenigen willkommen zu heißen, die daran interessiert sind, mehr zu erfahren. Broschüren und Bücher sind von der offiziellen Buchhandlung der UUA erhältlich und häufig auch im Foyer und in der Bibliothek der Kirche.
All diese Dinge, zusammen mit Ihrer Anwesenheit bei uns in der Zusammenkunft und bei unseren zahlreichen anderen Aktivitäten, bieten Ihnen Möglichkeiten, mehr darüber zu erfahren, wer die Unitarischen Universalisten sind und ob Sie selbst ein Mitglied werden möchten.
Der tatsächliche Vollzug des Beitritts fällt von einer Gemeinde zur anderen ein wenig unterschiedlich aus, enthält jedoch niemals ein bestimmtes Bekenntnis als Voraussetzung. Mit Ihrer Unterschrift bekräftigen Sie einfach Ihr Versprechen, in einen fortdauernden und toleranten Dialog bezüglich der Wege von Wahrheit und Liebe zu treten und ihn beizubehalten, einen Dialog, in dem eine freie Glaubensrichtung möglich sein soll; sich an unserer Gemeinschaft und an unseren gemeinsamen Entscheidungsprozessen zu beteiligen; und mit Ihren Geschenken von Energie und Geld unsere gemeinsame Arbeit für das Gemeinwohl zu unterstützen.
(Deutsch von Norbert Franz)
Über die Verfasserin
Alice Blair Wesley ist eine unitarisch-universalistische Geistliche, die Gemeinden an den folgenden Orten betreut hat: College Station, Texas; Silver Springs, Maryland; Cherry Hill, New Jersey; Hagerstown, Maryland; und Harford County, Maryland.
Wir empfehlen die folgenden Bücher und Materialien (in engl. Sprache) – alle können von der Buchhandlung UUA Bookstore bezogen werden. Um zu bestellen, schreiben Sie an den „Bookstore at 25 Beacon Street, Boston, MA 02108-2800“; Telefonnr.: 1-800-215-9076; oder besuchen Sie die Website unter www.uua.org/bookstore.
Buehrens, John A., und Forrest Church. A Chosen Faith: An Introduction to Unitarian Universalism. Boston: Beacon Press, 1998. Ein einfallsreicher Grundriss der hauptsächlichen Ideen hinter dem Unitarischen Universalismus. Enthält eine nützliche Chronologie der Geschichte der UU.
John A. Buehrens (Hrsg.). The Unitarian Universalist Pocket Guide, 3rd Edition. Boston: Skinner House Books, 1999. Sieben Essays von zeitgenössischen UU-Autoren bieten einen Überblick über die Glaubensvorstellungen, Praktiken und Geschichte der UU.
Mendelsohn, Jack. Being Liberal in an Illiberal Age: Why I Am a Unitarian Universalist. Boston: Skinner House Books, 1995. Dieses Werk ergründet, wie der Unitarische Universalismus entstanden ist und wofür er heute steht.
(Adresse/Impressum)
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25 Beacon Street
Boston, MA 02108-2800
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Kontakt für die Flugblätter-Kommission: Noreen Kimball